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Archiv der Kategorie: Spieler-Charaktere

Runawarts Berufung

Knapp eine Meile hatte Runawart noch zu gehen, als erneut Schneetreiben einsetzte. Er vernahm ein Geräusch schräg über ihm und drehte sich danach um. Doch der Luchs befand sich schon im Sprung. Dieser hatte es auf die Fische abgesehen und landete genau auf dem Sack, den der Junge geschultert hatte. Die unerwartete Wucht des Aufpralls warf Runawart zu Boden. Anstatt ruhig liegen zu bleiben und den Luchs mit seiner Beute ziehen zu lassen, zerrte er reflexartig am Sack, woraufhin die prächtige Katze das Ziel ihres Angriffs änderte.

Zuvor:
Der erste Schnee knirschte unter seinen Stiefeln, als der Junge zum nahen Bach lief. Die letzten beiden Tage hatte es beinahe ununterbrochen geschneit, doch jetzt blinzelte die Praiosscheibe durch durch Lücken im natürlichen Dach des Waldesund erzeugte ein Funkeln auf dem weißbedecketn Boden, das Runawart immer wieder zum Blinzeln zwang. Sein Onkel hatte ihn ausgeschickt die Reuse, die sie letzte Woche im schritttiefen Wasser des Baches ausgelegt hatten, einzuholen, bevor der Winter das Wasser mit Eis bedeckte. Hagwart selbst suchte und markierte derweil die Bäume, die er in den nächsten Wochen fällen und zu seinem Meiler bringen wollte. Seine Eltern mochten es nicht verstehen, doch Runawart war gerne hier draußen, etwa zwei Stunden vom heimischen Tiefhusen entfernt, lieber auch als in ihrem Braukeller in der Stadt.
Mühevoll zog der elfjährige am Netz; im Sommer wäre es kein Problem gewesen, die Reusen zu bergen, er wäre einfach in den Bach gestiegen und hätte sie herausgeholt, aber im Winter bedeutete ein Bad, eine halbe Stunde vom nächsten Haus entfernt, zumindest eine schwere Erkältung. Schließlich gelang es Runawart, bäuchlings auf dem Boden liegend, das schwere Netz aus dem Wasser zu hieven. Sie hatten nur Rotaugen gefangen, dafür aber recht viele. Zügig machte sich der rothaarige Junge auf den Rückweg, er wollte vor Anbruch der Dunkelheit am Meiler sein. …

Das nächste, was Runawart spürte, war die Wärme des Herdfeuers in seinem Gesicht. Arme und Beine fühlte er nicht. Langsam öffnete er die Augen. „Rogalf hat ihn heute morgen gefunden, hörte er Hagwart sagen. Sein Onkel und seine Mutter saßen zu Füßen des Jungen im Haus des Köhlers. „Verdammtes Glück hat er gehabt, so schwer verletzt da draußen nicht zu erfrieren. Die ganze Zeit war er unter dem Luchs eingeklemmt.“

Im darauffolgenden Sommer war der Firungeweihte häufig am Meiler anzutreffen, zweimal besuchte er Runawart gar bei seinen Eltern in Tiefhusen. Rogalf nahm den Jungen zu, wie er es nannte, Jagdausflügen, die bis zu einer Woche dauerten, mit. Runawart verstand zunächst nicht, warum seine Eltern dies erlaubten, hatten sie doch in den letzten Jahren schon etwas dagegen, dass er sich bei Hagwart im Wald aufhielt. Doch da es ihm recht war, hinterfragte der Junge dies nicht. Erst als der wollte, dass er ihn nach Riva begleite, entgegnete er: „Gerne, aber warum nehmt Ihr mich mit?“ – „Weil Du, seit ich dich im Winter gefunden habe, mein Schüler bist.“

 
 

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